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Erneuerung eines Carbongabelbaums

Carbongabeln: Leicht, steif, stabil und vor allem extrem teuer. Für Gabeln eines namhaften  Herstellers bezahlt man schnell mal € 800,--. Umso ärgerlicher ist es dann, wenn sich der Zustand der Gabel nach längerer Nutzung so weit verschlechtert, dass man sie nicht mehr fahren möchte.
Typische Anzeichen einer in die Jahre gekommenen Gabel sind abblätternder Grip, bedrohlich wirkende Abschürfungen am Frontbogen, kaputte Clips und Kopfstücke, denen man seinen Surftag nicht mehr bedenkenlos anvertrauen sollte.
Ersatzteile wie Clips und Kopfstücke können mit relativ geringem Aufwand beim Hersteller gekauft und an der Gabel angebracht werden, das größere Problem stellen der Belag und der oft beschädigte  Frontbogen der Gabel dar.
Also muss ein neuer Belag und eine Verstärkung am Gabelkopf her. Hierfür kann man den Originalbelag des Herstellers ordern, der etwa  50€ kostet – eine Investition, die man im schlechtesten Fall nicht nur einmal pro Gabel tätigt - oder man macht es wie wir und belegt die Gabel ganz exklusiv mit Kork.

Materialliste für die „Gabelüberholung“:

Große Dose Pattex® Classic (etwa 300g)

Lineal

Pinsel

Schere, Nagelschere

Küchenholz

Schleifpapier in 80er und 120er Körnung

Bohrmaschine mit Drahtbürstenaufsatz

Epoxidharz und Härter

Glasfaser- oder Carbonstreifen

1-2m² Kork 2mm, Trittschalldämmung

1)Belag entfernen/Frontbogen schleifen:

Als erstes muss natürlich der alte Belag von der Gabel runter. Am besten funktioniert das mit einer Bohrmaschine und Drahtbürstenaufsatz. Damit wird der alte Belag langsam und ohne viel Druck abgeschliffen.
Der Vorteil einer Drahtbürste gegenüber einem Schleifgerät ist in diesem Fall, dass die Holme nicht beschädigt werden und auch Klebereste leicht entfernt werden können. Der Frontbogen sollte im Fall stärkerer Abschürfungen leicht mit einem Schleifgerät angeschliffen und geebnet werden, um später besseren Halt für die Glasfaser- oder Carbonverstärkung zu bieten.

2) Kopfstück verstärken:

Zur Verstärkung werden die Glasfasermatten in lange Streifen mit etwa 3-4 cm Breite geschnitten.
Danach wird Epoxidharz im benötigten Verhältnis angemischt und mit einem Pinsel auf den Gabelkopf und die ersten 10 cm der Holme aufgetragen. Anschließend werden die Gewebestreifen fest um die mit Epoxidharz behandelten Teile des Gabelbaums gewickelt und erneut mit dem Harz bestrichen, so dass sie letztendlich durchsichtig werden.
Abschließend wird das Gewebe mit dicker Plastikfolie fixiert und trocknen gelassen. Bei der nächsten Lage Glasfaser wird ein etwa 3 cm kleinerer Bereich der Holme überlaminiert.
Nach dem gleichen Schema verfährt man so lange, bis die letzte Lage Glasfaser nur noch das Frontstück des Gabelbaums bedeckt.
Die Verstärkung läuft am Ende also zu den Holmen hin aus, so dass keine Spannungsspitzen und damit Sollbruchstellen genau hinter der Verstärkung entstehen. Dem altbekannten Problem brechender Gabeln kurz vor dem Frontstück kann so auch vorgebeugt werden.

3) Neuer Belag:

Als nächstes wird der Umfang des Gabelbaums gemessen und dazu etwa 10 mm addiert.
Das Ergebnis ist die Breite der benötigten Korkstreifen. Die Streifen werden nun vom Kork abgeschnitten und sollten lang genug sein, um vom Gabelanfang bis fast zum Frontstück zu reichen.
Die Korkstreifen werden anschließend angeschliffen und mit Pattex® eingestrichen, die Holme erfahren die gleiche Behandlung. Nach 5-10 Minuten wird die Mitte der Korkstreifen auf die Außenseite des Holms gedrückt und so fixiert.
Wichtig: Der Druck und nicht die Trocknungszeit ist hier ausschlaggebend für die Güte der Klebeverbindung.
Danach  wird der Kork mit dem Küchenholz mit viel Druck an die Gabel gepresst. Dabei entsteht eine Überlappung, die anschließend mit 80er Schleifpapier geglättet wird. Am Anfang kann es einfacher sein, kleine Abschnitte der Gabel nacheinander zu belegen und die entstehenden Übergangsstellen anschließend zu verschleifen.
Wenn gewünscht, kann auch der Frontbogen belegt werden, diese Stelle sollte allerdings anschließend mit Epoxidharz „getränkt“ werden, um einen sicheren Halt des Kopfstücks zu gewährleisten.

4) Endbehandlung

Der Kork ist in sich nun noch relativ instabil, so dass es ratsam ist, ihn mit Epoxidharz zu überziehen. Das Harz läuft dabei in die Zwischenräume der kleinen Korkstückchen und sorgt so für eine bessere Verbindung. Nach der Trocknung sollte der Belag dann so weit angeschliffen werden, dass die oberste Epoxidharzschicht entfernt wird und der Belag wieder einigermaßen weich ist.
Nun nur noch ein schönes, neues Kopfstück aussuchen, das für den neuen Durchmesser des Frontbogens passt und fertig ist die „neue“ Gabel, für die Ihr sicher den einen oder anderen neugierigen Blick am Strand ernten werdet.

Lasse Boenecke (GER 120, Maui Ultra Fins)