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Surfer Frau

Seit nunmehr fast sieben Jahren bin ich glücklich verheiratet. Was daran besonders ist?! Nichts, außer der kleinen Nebensächlichkeit, dass mein Mann windsurft.
Windsurfen, eine Sportart wie jede andere auch, das dachte ich zumindest am Anfang. Wie der Name schon sagt, gehört Windsurfen zu jenen Sportarten, die vom Wetter oder genauer vom Wind abhängig bzw. geprägt sind. Wir alle kennen Bilder aus dem Fernsehen, endlose Strände, strahlender Sonnenschein und türkisfarbenes Wasser, auf dem Surfer mit Ihren bunten Segeln jede Menge Spaß haben. Jedoch auch hier in europäischen Gefilden – weit abseits der „Postkartenidylle -  ist das Windsurfen möglich. Deutschland und Windsurfen – wohl kaum…..Das dachte ich zumindest früher.Von dem Tag an, an dem ich die Freundin eines Windsurfers wurde, wurde mir klar, dass dies mein Leben entscheidend verändern würde. Nicht nur, dass ich mich nun manchmal bei acht bis neun Windstärken fotografieren „sah“, sondern auch noch Schneetreiben und  kaltem Wind trotzen musste. Dahin war die romantische Vorstellung im Sommer am See oder Meer „als Zierde“ an der Seite eines Surfers zu glänzen. Kostüm, Blüschen und High Heels waren in meinem Kleiderschrank plötzlich ganz hinten zu finden. Das Styling war so oder so nach drei Minuten „hinüber“, die Haare glichen an stürmischen Tagen eher einem Wischmop als einer Frisur. Doch ich war verliebt!!! All dies nahm ich ohne zu zögern in Kauf. Urlaube waren und sind natürlich nur in Ländern und Gebieten mit entsprechendem Wetter – genauer genommen Wind möglich. Und  auch das „Frühaufstehen“ wie etwa am Gardasee gehört dazu. Wenn ich arbeiten gehe stehe ich gewöhnlich gegen 06.30 Uhr auf, es kann aber auch gerne etwas später werden. Der Urlaub am Gardasee ist jedoch geprägt vom morgendlicher Unruhe, an manchen Tagen sogar von Hektik. Morgens – nein, nicht sieben, acht oder gar neun Uhr, um spätestens 5.30 Uhr beginnt der neue (Surf)-tag. Ich nutzte bald die frühe und dementsprechend ruhige Zeit um joggen zu gehen. Danach, wenn der Wind nachgelassen und ich meine Runde beendet habe gehen wir meist in ein kleines Cafe zum frühstücken, beide etwas ausgepowert und glücklich, mittlerweile ein lieb gewonnenes Ritual. Und wer schon mal am Gardasee einen Urlaub gemacht hat und sich mit den Windverhältnissen auskennt, weiß, dass sich die gleiche Unruhe und Hektik um ca. 12.00 Uhr wiederholen wird.  Um die Mittagszeit bummeln oder shoppen…….dafür hat er nun weder Muse noch Zeit – der Wind kommt gleich.Wenn mein Mann nach einem Surftag nach Hause kommt ist er glücklich und zufrieden. Jede Frau die schon mal mit Ihrem Mann -nachdem er beim surfen war – zum shoppen gegangen ist wird es bestätigen – auch beim zehnten Kleid das ich probiere schaut er interessiert und lächelt mich an. Saufgelage und durchzechte Nächte mit irgendwelchen Kumpeln – kein Gedanke daran, könnte doch am nächsten Tag Wind sein, womöglich sogar recht früh…… Vor dem Computer sitzt er manchmal auch – meist recht kurz, um das aktuelle Wetter, den Wind und die Entwicklung der nächsten Tage anzuschauen – was zieht Frau morgen an?

Er kann mir genau sagen, wie warm oder kalt, Regen oder Sonne und auch…..ob es windig ist. Und nicht ganz zu vernachlässigen, Windsurfer sind meist recht fit, viel an der frischen Luft – und sehen auch so aus. Dies sind nur ein paar kleine Beispiele aus dem Leben als „Surferfrau“.  Ich entdeckte meine Freude am Fotografieren und genoss es meinem Mann tolle Bilder zu präsentieren. Natürlich änderten sich nicht nur die Gewohnheiten, sondern auch der ganze Lifestyle. Während ich früher einen x-beliebigen Pullover, Bikini, Rock oder dergleichen trug, lernte ich nun ganz neue Labels kennen,  Billabong, Quiksilver oder Roxy füllten nun meinen Kleiderschrank. Das Reisen an Orte fernab vom Massentourismus, das Schlafen im Van. Unabhängig sein von irgendwelchen Hotelvorschriften, das Essen unter freiem Himmel und nicht in klimatisierten Hotelsälen mit 100 anderen Touristen, die darauf bedacht sind, sich mit grenzwertigem Styling zu übertreffen. Neue Freunde und Bekannte – allesamt Windsurfer – die alle etwas anders waren als, nun ja -  Nichtwindsurfer. Nach kurzer Zeit merkte ich, dass mir all dies immer mehr Spaß bereitete. All dies führte dahin, dass ich mich entschied, nicht nur Zuschauerin zu sein, sondern auch selbst die Leidenschaft des Surfens zu leben. Meinen ersten Surfkurs machte ich im Frühling. Im Sommer hatte ich bereits mein eigenes Segel. Mit anfänglichen Schwierigkeiten hatte auch ich zu kämpfen. Bisher nahm ich noch nicht so viel Geschwindigkeit auf, denn nur eine minimal zu starke Brise beförderte mich kurzer Hand ins Wasser. Doch mein Ehrgeiz ist geweckt. Dem nächsten Jahr schaue ich als aktive Surferin mit Spannung entgegen! Genaugenommen hat mein Leben an Qualität gewonnen! Wie war mein Leben vorher? Langweilig? Nein, aber anders.  Auf jeden Fall kann ich mir heute ein Leben ohne surfen und die damit verbundene Lebenseinstellung nicht mehr vorstellen. Hang Loose!

(cm/2011)